Warum Meerschweinchen nicht im Zooladen kaufen?
Es gibt vielfältige Gründe, warum man Meerschweinchen nicht aus einer Zoohandlung kaufen sollte.
Tiere sind kein Handelsprodukt
Man muss sich vor Augen halten, dass lebende Tiere in einer Zoohandlung nur als „Produkt“ angesehen werden, die dann den späteren (regelmäßigen) Verkauf von Zubehör sichern sollen. Zoohandlungen sind daher als Einzelhandelsunternehmen natürlich auf den Verkauf ausgerichtet. Man kann also nicht von einer neutralen Beratung ausgehen. Kaum eine Zoohandlung wird einem potentiellen Kunden von der Anschaffung eines Meerschweinchens abraten, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen.
Zoohandlungen sind nicht verpflichtet, die Tiere zurückzunehmen. Meist sind lebende Tiere grundsätzlich von der Rücknahme ausgeschlossen. Wenn der Tierhalter also nach kurzer Zeit merkt, dass Meerschweinchen doch nicht das Richtige für ihn sind, er den Ansprüchen der Tiere nicht gerecht werden kann oder er die Tiere aus anderen Gründen nicht mehr halten kann, hat die Zoohandlung dadurch keinen Nachteil. Also wird im Zweifelsfall immer zum Kauf eines Tieres geraten. Hauptsache die Kasse klingelt.
Oft fehlt es an Fachwissen
Weil Zoohandlungen meist viele verschiedene Tierarten anbieten (oft reicht die Palette ja von Nagetieren über Vögel und Reptilien bis hin zu Fischen und anderen Aquarienbewohnern), sind sie in aller Regel nicht auf Meerschweinchen spezialisiert. Die Verkäufer haben oft nur Grundkenntnisse über die Haltung der verschiedenen Tierarten und allzu oft stammt dieses Wissen nicht aus eigener Erfahrung sondern aus Ratgebern, welche ebenfalls in der Zoohandlung verkauft werden und nicht dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Häufig werden schlichtweg falsche Informationen an die zukünftigen Tierhalter weitergegeben, die dem Tier sogar schaden können.
Vieles von dem im Zooladen angebotenen Meerschweinchenzubehör ist in keiner Weise für diese Tierart geeignet. Die Verkäufer wissen es entweder nicht besser oder kümmern sich schlichtweg nicht um die Bedürfnisse der Tiere, solange der Umsatz stimmt. Die Zoohandlung freut sich natürlich, wenn völlig ungeeignetes oder unnötiges Meerschweinchenzubehör verkauft wird. Dementsprechend wird dieses Zubehör auch im Verkaufsgespräch empfohlen.
Verkaufsregal statt artgerechter Haltung
Die gleichen Probleme betrifft die Haltung der Meerschweinchen im Zoohandel. Tierhandlungen haben in der Regel nicht genügend Platz zur artgerechten Haltung der Tiere. Sie sitzen in relativ großer Anzahl auf kleinem Raum zusammen. Begründet wird dies häufig mit dem Argument, dass dies ja nur eine vorübergehende Haltung sei und daher die beengte Unterbringung kurzzeitig akzeptabel sei. Dem Kunden wird damit jedoch vermittelt, dass der Platzbedarf nicht besonders groß ist. Im Gegenteil werden immer noch viel zu kleine Käfige von 100 oder 120 cm Länge als Meerschweinchenkäfige angepriesen und verkauft. Käfige, die dem Platzbedürfnis von Meerschweinchen auch nur annähernd gerecht werden, sind im normalen Zoohandel nicht erhältlich, also werden natürlich die kleinen Käfige empfohlen.
"Schadhafte Ware"
Viele Zoohandlungs-Meerschweinchen tragen sichtbare oder unsichtbare Schäden von der Unterbringung in der Zoohandlung. In aller Regel sitzen dort sehr junge Tiere ohne erwachsene Artgenossen zusammen. Es findet keine Sozialisierung statt. Spätere Probleme mit anderen Artgenossen sind keine Seltenheit, weil die Meerschweinchen in der wichtigen Prägephase keine Vorbilder für angemessenes Verhalten hatten. Stattdessen sind oft noch Kaninchen in den Meerschweinchengehegen zu finden. Dies trägt natürlich ebenfalls nicht zum Wohlbefinden oder Sozialverhalten der Meerschweinchen bei.
Falsche Ernährung
Gemüse findet man in den Gehegen im Zoohandel äußerst selten. Stattdessen werden die Tiere mit dem Trockenfutter versorgt, welches die Zoohandlung später auch an den Meerschweinchenbesitzer verkaufen möchte. Gesund ist dieses Trockenfutter nur in den seltensten Fällen. Die allermeisten Sorten enthalten hohe Anteile an Getreide, die dem Meerschweinchen mehr schaden als nutzen. Meerschweinchen, die mit diesem Trockenfutter groß gezogen wurden, reagieren häufig sehr empfindlich mit verschiedenen Verdauungsstörungen auf Gemüse, welches sie in der Zoohandlung nicht kennen gelernt haben.
Mangelhafte "Produkteigenschaften"
In einigen Fällen reicht die Unkenntnis des Personals in Zoohandlungen sogar so weit, dass die Geschlechter nicht sicher unterschieden werden können. Immer wieder kommt es zu Verwechslungen und somit zu ungewolltem Nachwuchs. Manche Zoohandlungen zeigen sich so „kulant“, dass sie dem Tierhalter die ungewollten Babys kostenlos abnehmen. Betrachtet man das finanzielle Interesse, das dahinter steht, verwundert einen dies nicht sonderlich.
Aktive Unterstützung von Massenzucht - Tierproduktion am Fließband
Ein weiteres, großes Problem ist die unbekannte Herkunft der Meerschweinchen, die in Zoohandlung angeboten werden. Es gibt große Tierfarmen, in denen massenhaft Tiere für den Verkauf gezüchtet werden. Die Tiere leben oft unter sehr schlechten Bedingungen. Einzig und allein die Anzahl der verkauften Tiere steht im Vordergrund. Meerschweinchen werden als Gebärmaschinen missbraucht. Es wird unkontrolliert verpaart, ohne auf Genetik oder Gesundheitsmerkmale der Tiere zu achten. Die „Ausschuss-Ware“ kann dann immer noch als Frostfutter für Reptilien vermarktet werden.
Leider ist die Herkunft der Tiere in Zoohandlungen meist nicht nachzuvollziehen, sodass man schlimmstenfalls davon ausgehen muss, derartige Vermehrungsbetriebe mit dem Kauf von Tiere in der Zoohandlung finanziell zu unterstützen.
Umsatz und Gewinn
Für Zoohandlungen ist der Verkauf des Tieres das Ziel. Es sichert die Einnahmen der Zukunft, da weiterhin Zubehör gekauft werden muss. Probleme, die der Halter mit seinem Tier hat (durch falsche Haltung, Beratung oder schlechte Herkunft), interessieren die Zoohandlungen in aller Regel nicht. Sie bieten keine Hilfestellung bei Vergesellschaftungen oder anderen Schwierigkeiten. Der Halter wird mit dem Tier, der Verantwortung und den möglichen Sorgen allein gelassen.
Pro Notstation!
All diese Gründe sprechen dafür, den Zoohandel beim Verkauf der „Ware Tier“ nicht zu unterstützen. Notstationen widmen sich dem Tierschutz und unterstützen den Tierhalter bei auftretenden Problemen. Es geht ihnen nicht darum, das Tier möglichst schnell loszuwerden, sondern sie streben eine artgerechte Haltung und ein lebenswertes Schweineleben für das Tier an.
Wir denken, dass diese Arbeit wirklich lobenswert ist und bestenfalls dadurch unterstützt werden sollte, dass man den dort wartenden Tieren eine Chance auf ein schönes, neues Zuhause gibt.
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